ADVERTISEMENT

Corona-Berichterstattung: Wie der Druck und die Eile das Vertrauen in den Journalismus untergraben haben

2025-07-07
Corona-Berichterstattung: Wie der Druck und die Eile das Vertrauen in den Journalismus untergraben haben
Berliner Zeitung

Die Corona-Pandemie hat uns alle auf eine harte Probe gestellt. Doch während wir uns langsam von den direkten Auswirkungen lösen, sollten wir auch einen kritischen Blick auf die Berichterstattung werfen, die uns über Monate begleitet hat. Denn für mich persönlich hat die Art und Weise, wie viele Medien über Corona berichtet haben, mein Vertrauen in den Journalismus nachhaltig erschüttert.

Ich weiß, viele denken jetzt: „Ach, nicht schon wieder Corona!“ Wir sind froh, dass es vorbei zu sein scheint. Und ich bin es auch, wenn es denn wirklich vorbei wäre. Aber wir müssen dringend reden, ohne Schaum und ohne Tabus. Denn die Geschwindigkeit, mit der Informationen verbreitet wurden, der Druck, ständig neue Schlagzeilen liefern zu müssen, und die Tendenz, Panik zu schüren, haben oft den Blick für Fakten und differenzierte Perspektiven verdeckt.

Was mir besonders aufgefallen ist, ist die starke Vereinfachung komplexer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Zahlreiche Artikel und Sendungen haben sich auf einzelne Aspekte konzentriert, ohne den größeren Kontext zu berücksichtigen. Die Unsicherheiten der Wissenschaft wurden oft ausgeblendet, und es wurde ein Eindruck von Gewissheit vermittelt, der der Realität nicht entsprach. Das hat zu Verwirrung und Misstrauen in der Bevölkerung geführt.

Ein weiteres Problem war die Dominanz von Expertenmeinungen, die sich oft widersprachen. Anstatt die verschiedenen Standpunkte objektiv darzustellen, wurden häufig nur die Stimmen gehört, die die vorherrschende Meinung unterstützten. Das hat eine verzerrte Wahrnehmung der Realität erzeugt und die Debatte unnötig polarisiert.

Auch die Rolle der Medien bei der Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungstheorien ist nicht zu leugnen. Obwohl viele Journalisten sich bemüht haben, seriöse Informationen zu verbreiten, wurden diese oft von einer Flut von Desinformationen überlagert. Das hat das Vertrauen in die Medien weiter untergraben und die Spaltung der Gesellschaft verstärkt.

Ich möchte betonen, dass ich die Arbeit vieler Journalisten sehr schätze, die sich während der Pandemie mit großem Engagement und Verantwortungsbewusstsein informiert haben. Aber ich glaube, dass wir als Gesellschaft eine kritischere Auseinandersetzung mit der Medienberichterstattung brauchen. Wir müssen lernen, Informationen zu hinterfragen, verschiedene Quellen zu konsultieren und uns eine eigene Meinung zu bilden.

Die Corona-Pandemie war eine Zäsur für unseren Journalismus. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Branche ehrlich mit den Fehlern auseinandersetzen und Wege finden, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Dazu gehört mehr Transparenz, mehr Sorgfalt bei der Recherche und eine größere Bereitschaft, auch unbequeme Wahrheiten anzusprechen. Nur so können wir sicherstellen, dass der Journalismus auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer Gesellschaft spielt.

Es geht nicht darum, die Medien zu verteufeln, sondern darum, sie zu verbessern. Es geht darum, einen Journalismus zu fördern, der auf Fakten basiert, der differenziert ist und der die Menschen informiert, anstatt sie zu verängstigen.

ADVERTISEMENT
Empfehlungen
Empfehlungen